Donnerstag, 18. Juli 2013

Tag 11 - Mailberg nach Ernstbrunn

Der heutige Morgen startete nicht optimal, als wir nach dem Aufwachen feststellen mussten, dass die frisch gewaschene Wäsche leider noch klatschnass war. Nun hieß es improvisieren - während ich in Ermangelung an Alternativen die nasse Hose anzog, machte sich Florentine in ihrer Pyjama-/Trainingshose auf den Weg, während die noch feuchten Kleidungsstücke am Rucksack fixiert wurden.

So schritten wir - nachdem wir glücklicherweise beim Frühstück nicht vom Hofhund gefressen wurden - frohen Mutes und deutlich früher als sonst, um der mittäglichen Hitze zu entgehen, voran. Um unsere Sprachkenntnisse für den bevorstehenden Sanitäter-Austausch nach Südengland ein bisschen zu polieren, verbrachten wir den Vormitag englisch-sprechend. Dies brachte sehr interessante Veränderungen in unsere Gesprächskultur, da Florentines Sprechtempo deutlich reduziert wurde, die Anzahl an Wörtern, die sie loswerden wollte, aber nicht. Ich nutzte die Vorgabe, als grammatikalischer Wachhund zu fungieren, um auch zu Wort zu kommen - eine sehr vertrauensvolle, aber auch anstrengende Aufgabe. Sie nahms mit Humor und versuchte trotz der Barriere, mich zu Wort kommen zu lassen, doch alle die sie kennen wissen, dass ihr das nicht so leicht fiel. ;-) Nach etwa 3 Stunden beendeten wir unser Experiment, unter anderem aufgrund unseres beschränkten Wortschatzes zum Thema "Wanderbedingte Schmerzen".

Während Florentine die letzten Tage immer wieder über Schmerzen in Knie, Hüfte und Ferse geklagt hatte, sprang sie heute wie ein junges Reh durch Wald und Feld, während ich mich fühlte, als ob ich eine Ladung Schrot verpasst bekommen hätte. Ich werde den Verdacht nicht los, dass wir in der Nacht Körper - oder zumindest Schmerzen - getauscht haben. So ging es schleppend voran und wir erreichten einen gerade noch geöffneten Nahversorger, wo wir uns mit allerlei Leckereien, inklusive Eis und kühlem Kakao, eindeckten. Nach einer kleinen Rastpause vor dem Geschäft, in dem wir durch unsere Wanderung recht viel Aufmerksamkeit erregt hatten, marschierten wir los in Richtung Wald. Doch schnell wurde uns klar, dass wir etwas vergessen hatten. Die Wasserflaschen waren beinahe leer, das Geschäft hatte inzwischen geschlossen und der Weg war noch weit. Glücklicherweise trafen wir beim letzten Haus vor dem Ortsende noch einen netten Herren beim Wäsche Aufhängen auf der Terrasse, der uns mit neuem Wasser versorgte.

Am Weg in Richtung des Waldes schmiedeten wir bereits Pläne, wie wir dem stechenden Getier heute am besten entkommen könnten. Florentine hatte vorsorglich schon ein langärmeliges Leiberl angezogen und wir waren flächendeckend mit Insektenschutz benetzt. Glücklicherweise trafen wir im Wald ausschließlich auf freundlich gesinnte Flugobjekte, die es sich zur Aufgabe machten, uns durch ihre Heimat zu eskortieren. Auch wenn sie uns nicht angriffen, wurde es mit der Zeit etwas anstrengend, dass sie sich alle persönlich in unserem Gesicht vorstellen wollten. Wohl auch aus diesem Grund legte Florentine ein ordentliches Tempo an den Tag, bei dem ich immer wieder an das, euch vielleicht noch aus Schulzeiten bekannte, Lied "Die Affen rasen durch den Wald" denken musste.

Recht erschöpft erreichten wir Oberleis, wo wir noch die Reste unserer Jause aßen und ich ein kleines Mittagsschläfchen machte. Florentine verbrachte die Zeit damit, wahllos Artikel auf Wikipedia zu lesen. Offenbar geht ihr schon der Wissensinput ab - Zeit dass die Uni wieder beginnt ;-)

Der Weg nach Ernstbrunn gestaltete sich als unspektakulär und wir freuten uns sehr darüber, als wir einen Anruf von Florentines Studienkollgin Hanna bekamen, die plante uns in Ernstbrunn zu besuchen. Davon motiviert, fielen uns die letzten Kilometer nicht schwer und wir freuten uns total über die nette Überraschung. Bei Tee und Eis wurden Neuigkeiten ausgetauscht und auch meine Schulfreundin Nuria, bei der wir die heutige Nacht verbringen werden, war mit von der Partie.

Nach einem köstlichen Abendessen sind wir schon ganz gespannt aufs Frühstück und freuen uns über eine Nacht, in der wir uns nicht vor unseren etwas seltsamen Quartiergebern fürchten müssen ;-)

Liebe Grüße aus Herrnleis
wünscht
Mercedes



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